3. Motivation – was tun, wenn keiner Lust auf das Projekt hat?

Auf diese Chance hatte Stefan Müller lange gewartet. Das Projekt „Re-Strukturierung des Internen Servicebereichs“ zu leiten könnte nach Jahren des Wartens der nächste Karriereschritt sein. Der Vorstand persönlich steht hinter ihm – an ihn direkt soll regelmäßig berichtet werden. Stefan Müller beginnt mit der Projektplanung und will alles richtig machen. Der Projektstart unter Beteiligung des Vorstands läuft gut, beim Kick-Off-Workshop werden Teil-Projekt-Gruppen gebildet. Doch plötzlich treten Schwierigkeiten auf. Der Betriebsrat beschwert sich, weil er nicht rechtzeitig informiert wurde und die ersten Teilprojektleiter erklären, dass sie eigentlich keine Zeit haben, die anvisierten Termine wahrzunehmen. Er führt ein Gespräch nach dem anderen, um zu erklären und zu motivieren, doch die Widerstände sind groß und die Motivation der anderen, weiter mitzuarbeiten offenbar klein. Stefan Müller versteht die Welt nicht mehr: was läuft hier falsch?

Motivation

Auf den ersten Blick scheint alles gut eingefädelt zu sein, doch bei genauerem Hinsehen kann man erkennen, dass fast niemand der Projektbeteiligten – mit Ausnahme von Stefan Müller – ein Interesse hat, sich für das Projekt zu engagieren. Wie kann es jetzt möglich sein, die anderen zum Weitermachen zu motivieren? Um diese Frage zu beantworten möchte ich heute einen kleinen Einblick in die Welt der Motivationstheorie geben:

Der Begriff „Motivation“ kommt aus dem Lateinischen und heißt eigentlich „bewegen“. Es geht also darum, zu ergründen, was Menschen innerlich bewegt oder antreibt, um ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, bzw. sich für eine Aufgabe oder ein Projekt zu engagieren. Motivation an sich kann immer nur aus einer Person selbst heraus entstehen. Es ist nach allen Erkenntnissen der Psychologie und Motivationsforschung nicht möglich, andere zu etwas zu bewegen, was sie nicht tun wollen. Natürlich ist es möglich, jemanden zu etwas zu zwingen, ihn unter Druck zu setzen oder zu erpressen. Dann wäre das Motiv, etwas zu tun, reine Angst und hat dann nach unserem Verständnis wenig mit Motivation und Engagement zu tun.

Es gibt außer Angst aber noch viele andere, positive Motive  für Menschen, sich für etwas zu engagieren. In der Arbeitswelt kenne ich hauptsächlich folgende Motive, die Menschen motivieren:

  • Arbeitsinhalte
  • Spaß
  • Selbstentfaltung
  • Gutes Arbeitsklima
  • Verantwortung
  • Gestaltungsspielraum
  • Anerkennung

 Werden unsere Bedürfnisse und Motive durch unser Handeln nicht erfüllt, fehlt uns die Antriebskraft und die Motivation zum Handeln. Viele Unternehmen versuchen dann, extrinsisch zu motivieren, z.B. durch Geld. Manchmal wird auch mit Strafe demotiviert.

Wenn Sie jetzt noch mal an Stefan Müller und an seine Projektsituation denken, dann sollte er sich zunächst mal Gedanken machen, welche Motive, also welche Interessen und Bedürfnisse seine Projektkollegen haben, sich weiter zu engagieren. Vielleicht erkennt zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand, inwiefern er/sie durch seine Mitarbeit profitieren kann? „Welche berufliche Anerkennung bekomme ich, wenn ich hier weiter mitarbeite“ mag sich so mancher insgeheim fragen. Vielleicht hat Stefan Müller es auch bisher versäumt, den Kollegen zu vermitteln, welche Gestaltungsspielräume sie haben, wenn sie sich engagieren? Hat er dafür gesorgt, dass während der bisherigen Projektbesprechungen ein gutes Arbeitsklima herrscht oder wurde nur einfach trocken über Zahlen, Daten und Fakten gesprochen?

Stefan Müller wird seine Kollegen nicht zu etwas motivieren können, was für sie selbst uninteressant ist. Er kann jedoch Kraft seiner Person und seiner Ausstrahlung dafür sorgen, dass die Motive der jeweiligen Kollegen „bedient“ werden. Am besten fängt er jetzt damit an, die Motive seiner Kollegen kennen zu lernen. Das geht am besten im Gespräch.

 Nächste Woche:

Richtig Ziele setzen


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