In der Balance bleiben – Ideen zur persönlichen Gesunderhaltung in der Krise

Ich bin selber hin- und hergerissen und frage mich oft, ob es gut ist, immer wieder über Corona zu sprechen und plädiere für ein „sowohl als auch“. Manchmal ist es gut und manchmal ist es schlecht. Wie so oft im Leben sind es die Extreme, die uns nicht gut tun: beispielsweise die Gefährdung komplett zu ignorieren und zu verdrängen (Negativbeispiele finden wir derzeit in der Weltpolitik) – oder in Panik zu geraten und letztendlich nicht mehr handlungsfähig zu sein. 

Für viele Menschen bricht gerade die berufliche Existenz zusammen und es ist völlig nachvollziehbar, dass man Angst bekommt, wenn man nicht mehr weiß, wie es weiter gehen soll und wovon man seine Existenzgrundlage bestreiten soll.

Was tun? Wir leben momentan in einer Situation, bei der wirklich niemand konkret vorhersagen kann, wie sich die gesundheitliche und wirtschaftliche Situation auf der Welt entwickeln wird. Es gibt keinen verlässlichen Tipp, was wir jetzt tun können, um alles richtig zu machen, um auf der sicheren Seite zu sein. Wir haben alle ein Stück weit die Kontrolle verloren.

Wir haben also die Aufgabe, mit einem momentan „unlösbaren“ Problem umzugehen, denn das Virus lässt sich nicht einfach wegmachen oder wegdenken. Es geht also darum, einen guten Umgang mit einer Situation zu finden, die wir nur bedingt beeinflussen können.

Für mich ist diese Erkenntnis der Schlüssel zur Lösung: das Problem lässt sich nicht aus der Welt schaffen (zumindest nicht sofort), also brauchen wir einen guten Umgang mit diesem Problem.

Die Gesundheitspsychologie hat viele Ansätze entwickelt, die Menschen helfen, mit psychisch belastenden Situationen einen guten Umgang zu finden. Ein bewährter Ansatz ist die bewusste Steuerung der eigenen Lebens- oder Work-Life-Balance.

Dieses Modell geht davon aus, dass wir alle in unterschiedlichen Lebensbereichen leben und dort auch unsere verschiedenen Lebensbedürfnisse befriedigen.

Wir können uns anhand dieses Modells aber auch herleiten, wie der Ausgleich geschaffen werden kann, wenn ein Lebensbereich nicht mehr wie gewohnt zufriedenstellend funktioniert.

Nehmen wir mal den Bereich „Leistung/Arbeit“. Viele von uns können im Moment nicht arbeiten, manche verlieren sogar ihren Job. Gerade jetzt ist es wichtig, den Verlust, bzw. Zusammenbruch in dem einen Bereich durch die Konzentration auf einen anderen Bereich wenigstens ansatzweise zu kompensieren. Manche machen das schon automatisch, wenn man beispielsweise bewusst mehr Sport treibt als sonst. Die soziale Distanz zu Freunden oder zur Familie kann dadurch kompensiert werden, dass ich mir  bewusst mehr Zeit für meine persönlichen Bedürfnisse nehme. Oder aber bewusst Kontakt über Online-Medien wie Skype oder Facetime suche. Wie genau das Ausbalancieren von Defiziten stattfinden kann, kann jede/-r selbst entscheiden. Wichtig ist nur, dass ein aktiver Ausgleich stattfindet. Natürlich heißt das nicht, dass die Welt trotz Verlust, Trauer oder Belastung wieder in Ordnung ist. Aber das bewusste Ausbalancieren und vor allem das bewusste Reflektieren der Situation hilft uns, eigene Lösungsansätze zu kreieren. Und wenn das gelingt, ist der erste Schritt in Richtung seelische Gesundheit getan.


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