9. Vorurteile abbauen

Endlich reden sie wieder miteinander. Nachdem der erste Testlauf mit der neuen Abrechnungssoftware massive Fehler zu Tage hat treten lassen, waren dem Software-Entwickler und der Schulungsleiterin eines völlig klar: der andere war Schuld daran, dass alles schief gegangen war. „Sie hat die Mitarbeiter in der Verwaltung nicht so geschult, wie wir es vorher besprochen haben“, war sich Martin, der Software-Entwickler ganz sicher. „Die technischen Fehler waren so massiv, dass die Schulungsinhalte keine Erklärung mehr bieten konnten, warum es nicht läuft“, wusste Heidrun, die die Schulungen in der Öffentlichen Verwaltung der Universitätsstadt durchgeführt hatte. Und nun, nachdem der Schuldige nach Meinung der Beteiligten ausfindig gemacht werden konnte, brach die Kommunikation zwischen den beiden ab. Schade, wenn sie miteinander geredet hätten, wäre der Fehler schnell behoben worden und das Unternehmen hätte viel Geld gespart.

Fotolia_33340416_M

Die Reaktionen von Heidrun und Martin sind eigentlich normal: wenn irgend etwas schief läuft, suchen die meisten Menschen einen Schuldigen. Sich selbst zu hinterfragen, inwiefern man selbst dazu beigetragen hat, das etwas schief gelaufen ist,  fällt jedem schwer. Vor allem, wenn man sich dann Fehler eingestehen muss, die das eigene Ansehen im Projekt schädigen.

Umso wichtiger ist es, neben allen Projektmanagement-Techniken als Projektleiter/-in zu jederzeit eine Haltung zu zeigen, die Fehler toleriert. Keine Angst, das soll nicht heißen, dass nachlässig gearbeitet werden soll. Vielmehr geht es darum, eine ziel- und lösungsorientierte Problemlösungskultur zu etablieren. Eine, die nicht in erster Linie einen Schuldigen sucht, sondern eine Problemlösungskultur, die zunächst einmal, völlig unabhängig von den beteiligten Personen, die Entstehungsgeschichte des Problems analysiert.

Eines der wichtigsten Voraussetzungen, um so ein Vorgehen auch zwischenmenschlich zu gewährleisten, besteht darin, gegenseitige Vorurteile in der Projektgruppe von Anfang an abzubauen.

Sie merken schon – für eine gute Projektkommunikation muss man von Anfang an aktiv etwas tun, sie stellt sich nicht automatisch und von selbst ein.

Und genau dieser feine Unterschied macht am Ende oft den Projekterfolg aus. Wenn alles gut funktioniert, dann wurde sowohl technisch als auch menschlich systematisch dafür gesorgt. Es einfach laufen zu lassen führt eben doch dazu, dass die Menschen in den Projekten sich genau so verhalten, wie sie es eben automatisch und unbewusst tun – in diesem Fall die Schuld für den Fehler beim anderen suchen.

Nächste Woche:

Ergebnisse kommunizieren – und Erfolge feiern


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert